SCHWEINFURT • So ist “Moby Dick” wohl selten auf einer Bühne zu erleben: der weiße Wal attackiert Kapitän Ahab musikalisch in fünf Sätzen des zeitgenössischen amerikanischen Komponisten Francis McBeth. Es war das Hauptwerk des Abends im Stadttheater. Auf der Bühne spielte über zweieinhalb Stunden das Polizeiorchester Bayern mit seinem Dirigenten Professor Johann Mösenbichler, und um “Of Sailors and Whales” (Von Seeleuten und Walen) auch nur annähernd beschreiben zu wollen reicht der Platz nicht aus.
Herman Melvilles berühmter Roman “Moby Dick” ist derart facetten- und variantenreich komponiert, dass allein die Xylophon-Spielerin wie ein Derwisch zwischen ihrem Instrument und dem Schlagwerk hin- und herspringen musste. Unterm Strich war dieses Benefiz-Konzert für die Aktion “Sternstunden” des Bayerischen Rundfunks selbst eine Sternstunde für die “Kultur-Hauptstadt Schweinfurt”, wie OB Sebastian Remelé seinen Ort bezeichnete.
Nun stehen auf der Bühne keine Polizeibeamten, die nach dem Konzert auf Streife fahren. Vielmehr handelt es sich um 45 Berufsmusiker, ganz hervorragend ausgebildet. 60 Benefizkonzerte gibt das Orchester ohnehin jedes Jahr, für Sternstunden hat der Dirigent ein eigenes Programm zusammengestellt. Das unterscheidet sich von vielen anderen Programmen anderer Orchester allein schon aufgrund seiner Tatsache, dass die Musiker auch singen können. Im schon erwähnten “Of Sailors and Whales” verstummten die Instrumente, und wer das Stück mit geschlossenen Augen genossen hatte, riss sie spätestens beim Gesang überrascht wieder auf. Noch eine Sternstunde im Stadttheater Schweinfurt.
Begeisterndes Trompetensolo
So mancher Zuhörer dürfte sich auch an Fernsehwerbung erinnert gefühlt haben, holt sich doch so manche Werbeagentur bei bekannten Kompositionen seine musikalische Untermalung. So geschehen bei der Ouvertüre von Gioacchino Rossinis letzter Oper “Wilhelm Tell”. Im Schlussteil geht es plötzlich sehr rasant zu, mit eben jenem bekannten Motiv Rossinis.
Und dann das Trompetensolo. Da fragt man sich schon, ob Peter Millich wirklich nur fünf Finger an der rechten Hand hat. “Silberfäden”, eine Liebeserklärung an die Mutter, war gleichzeitig eine Liebeserklärung an die Trompete. Eigentlich hätte Martin Ehlich auf der Bühne stehen sollen, doch der war, wie der stellvertretende Konzertmeister Peter Seufert erklärte, bei einem Motorradunfall schwer verletzt worden und könne deshalb nicht spielen. Die Kollegen wünschten baldige Genesung, das Publikum im fast ausverkauften Stadttheater schickte einen fetten Beifall mit.
Nach dem Sternstundenlied, das auch wieder täglich in der Adventszeit im Bayerischen Rundfunk und Fernsehen sowie am 13. Dezember am Sternstundentag gespielt wird, gab es vom begeisterten Publikum Standing Ovations für das Polizeiorchester Bayern. Die Zugabe war ein mitreißender Marsch, den ein Angehöriger des Polizeiorchesters komponiert hatte. Polizeipräsident Gerhard Kallert bedankte sich mit einer dreistöckigen Sternstundentorte beim Orchester, die dem Vernehmen nach den Abend nicht überlebt hat.
Die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer aus Castell, die das Konzert wie alle anderen auch in vollen Zügen genossen hatte, erhielt vom Orchester eine Einladung zur nächsten Weihnachtsfeier, in der Hoffnung auf einige Weinpräsente. Den Abschluss bildete das Lied “Vielen Dank für die Blumen”, bei dem die Zuhörer, vom Dirigenten animiert, begeistert mitklatschten.
Mit seinen “Sternstunden” unterstützt der Bayerische Rundfunk in Schweinfurt die Kindertafel und den Kinderschutzbund, erklärte anfangs Eberhard Schellenberger vom BR. OB Sebastian Remelé sprach den Polizeibeamten seinen ehrlich empfundenen Dank für ihr gesamtes Engagement aus, und der Polizeipräsident von Unterfranken berichtete von zahlreichen kleinen Aktionen seiner Beamten rund um die Sternstunden, inklusive dem Plätzchenbacken der Bereitschaftspolizei.
© Guido Chuleck
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Quelle: Volkszeitung Schweinfurt