Bis 16. März gibt es in der Friedrichstraße 8 von 11 bis 13 Uhr Suppe. Die Kindertafel will nicht nur Bedürftigen helfen sondern auch ein Zeichen der Solidarität setzen
SCHWEINFURT • “Stefan, die Suppe ist da”, ruft eine Helferin im Treppenhaus. Unten steht Udo Geyer, Wirt aus Euerbach (Genuss 67, im Sportheim) mit einem großen Topf, gefüllt mit köstlich riechender Kartoffelsuppe. Dazu gibt’s Brot und Brötchen. Am 15. Februar hat die Kindertafel ihre Suppenküche eröffnet. Von Montag bis Freitag gibt es täglich von 11 bis 13 Uhr eine warme Suppe, dazu Brot und ein Getränk.
Am Gehsteig vor der Kindertafel in der Friedrichstraße 8 ist ein Tisch aufgebaut – als corona-bedingter Abstandshalter – dahinter ist die Durchreiche in die Suppen-Ausgabe. Wer hierher kommt, bekommt zur Suppe in der Box ein freundliches Wort mit auf den Weg. Und zwar unbürokratisch. “Niemand braucht einen Ausweis zu zeigen, muss nachweisen, dass er bedürftig ist”, sagt Stefan Labus, Vorsitzender der Schweinfurter Kindertafel.
Was veranlasst die Kindertafel, eine Suppenküche aufzumachen? Das ist ganz einfach, sagt Labus. Erstens gäbe es viele Bedürftige in der Stadt. Wer wenig Geld hat, muss oft am Essen sparen. Nicht jeder sei außerdem in der Lage, sich selbst was zu kochen. Zum Beispiel, weil er keine Wohnung hat. Oder weil er es aus verschiedenen Gründen nicht mehr schafft, sich darum zu kümmern. Alter, zum Beispiel, oder weil er oder sie als Alleinerziehender gerade unter viel Druck steht. Diesen Menschen wolle man helfen.
Außerdem hat die Kindertafel Kapazitäten frei, wenn die Schulen und Kindergärten geschlossen sind. Kinder an 13 Grund-, Haupt-, Förderschulen und Kindergärten in Schweinfurt bekommen dank der Kindertafel ein gesundes Schulbrot. Die Verantwortlichen wollen außerdem die eingehenden Spenden trotz Lockdowns dazu benutzen, Menschen zu helfen, die nicht so viel haben. Die Kindertafel kann auf ein Netzwerk aus Sponsoren und Unterstützern zugreifen, so Labus. Das zahle sich jetzt aus.
Einige Aktionen hat die Kindertafel während der Corona-Pandemie gestartet. Unter anderem hat sie dafür gesorgt, dass das Haus Marienthal und die Bahnhofsmission mit Essen versorgt wurden. Das Schweinfurter Restaurant Rückhertz lieferte 2850 Essen ins Haus Marienthal, 260 in die Bahnhofsmission, Udo Geyer brachte 1085 Essen in die Bahnhofsmission. Von März 2020 bis zum Februar 2021 investierte die Kindertafel 21 000 Euro für 4195 Essen.
Labus erinnert auch an die Aktion “Ein Gabenzaun für Obdachlose und Bedürftige “. Im Innenhof der Kindertafel wurden zwei Bauzäune wurden aufgebaut und mit gut verpackten Plastiktüten, in denen sich Obst, Süßwaren, Lebensmittel, aber auch Dinge der Alltagshygiene sowie Bekleidung entsprechend der Jahreszeit befinden, bestückt.
“Wir können helfen, wenn wir gebraucht werden”, sagt Labus und freut sich über das Engagement seiner Mitstreiter und Mitstreiterinnen. Auf den Hilferuf der Bahnhofsmission habe man schnell reagieren können. Das liege auch an der Organisation. “Wir haben vor zwölf Jahren als Projekt angefangen. Jetzt sind wir ein Unternehmen. Deswegen können wir uns innerhalb von 24 Stunden auf neue Hilfsaktionen einstellen.”
Als die Suppenküche aufgemacht wurde, war nicht klar, dass die Theresienstube wieder öffnet, eine Einrichtung der Erlöserschwestern, die Bedürftige mit Essen versorgt. Corona-bedingt war sie geschlossen, seit dieser Woche wird doch wieder warmes Essen an Bedürftige verteilt. “Wir sind keine Konkurrenz”, das ist Stefan Labus wichtig. “Wir sehen die Aktion, die bis zum 16. März läuft, als unterstützende Maßnahme.”
Um 11 startet die Suppenküche, ein paar Minuten später kommt schon der erste Abholer. “Das Angebot kommt gut an”, sagt Labus. Udo Geyer rührt kurz um. “Die Suppe habe ich extra kräftig gemacht, mit Wurst”, sagt er. Mit dem Suppen-Projekt will sich der Verein breiter aufstellen. In der Pressemitteilung zum Start der Aktion ist die Motivation der Helfer und Unterstützer schön beschrieben: “Wir leben Solidarität und reden nicht nur darüber”.
Suppenküchen entstanden übrigens als Gegenstücke zur sogenannten Armenspeisung der Klöster und existierten schon im 18. Jahrhundert in vielen europäischen Großstädten, informiert die Kindertafel. “Natürlich ist es tief bedauerlich, dass in einem Land wie Deutschland überhaupt solche Einrichtungen Bedarf haben und regelmäßig genutzt werden. Die Schweinfurter Kindertafel hat bei ihrer Gründung nicht erwartet, dass wir so lange benötigt werden, dass unsere Unterstützung mit dem Frühstück für Kinder sich derart entwickeln würde”, so Labus in der Pressemitteilung.
Die Kindertafel hat aber noch ein weiteres Projekt am Laufen: Grundschüler mit Masken zu versorgen. “Es gibt noch nicht genug”, so Labus. Über die Kindertafel gehen jetzt 5000 Masken an die Schulen. Für Labus ein Zeichen, wie gut das Sponsoren-Netzwerk funktioniert.
Die Suppenküche und die Kindertafel ist in der Friedrichstraße 8 zu finden (rote Markierung). Die graue Karten-Markierung “Schweinfurter Kindertafel” auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist nicht mehr aktuell.
© Susanne Wiedemann
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Quelle: Volkszeitung Schweinfurt